Oracle OBIEE 12c – Unterschiede im Vergleich zur Version OBIEE 11g
Ende September letzten Jahres hat Oracle die neue Version seiner Analyse und Reporting Plattform OBIEE auf den Markt gebracht. Auf den ersten Blick macht die neue Version einen kompletteren Eindruck als ihr Vorgänger bei seiner Markteinführung. Das liegt auch daran, dass die neue Version nicht so komplex ist und von Oracles neu definierter Produktstrategie profitiert. OBIEE 12c beinhaltet ausschließlich voll entwickelte und ausgereifte Funktionen und nicht Ausblicke auf in Zukunf mögliche Funktionen.
Die neue Plattform bringt einige frische Möglichkeiten, auf die im weiteren Verlauf des Artikels eingegangen wird.
Die meisten Nutzer sind mehr visuell orientiert – OBIEE 12c ist in diesem Bezug sicherlich nutzerfreundlicher und klarer in der Optik als sein Voränger. Das Layout der Startseite hat wesentlich mehr gemein mit anderen Oracle Produkten als bisher.
Die neue BI Plattform erlaubt es, Anwendern eigene Mosh-Ups aus verschiedenen Quellen, sogar externen, zu generieren. OBIEE 12c Anwender können diese Quellen selbstständig hinzufügen, ohne dafür die Unterstützung der IT zu benötigen. Der Anwender muss lediglich eine passende .XLS (Excel) Datei auswählen und es in die Plattform laden – mehr nicht. Niemand muss sich mehr Sorgen um eine Datenkonvertierung in ein passendes .rpd Format machen, welches Metadaten wie Definitionen oder angewandte „Business Rules” enthält.
In Anlehnung an die aktuellsten Trends kann im Grunde alles angeklickt werden. Mit der linken Maustaste kann man ganze Tabellen oder einzelne Zellen auswählen und mittels Sortier- oder Drill Down Funktion einen genaueren Blick auf die Inhalte werfen. Es gibt eine neue Datenansicht, die „Matrix Heatmap”. Sie ist vergleichbar mit einer Pivot-Tabelle, jedoch etwas minimalistischer, was sie in der Praxis etwas lesbarer und verständlicher erscheinen lässt. Die Daten werden in Tabellen mit einfarbiger Tonation dargestellt. Ein weiterer Unterschied in der Darstellung ist, dass auf den ersten Blick keine Zahlenwerte in den einzelnen Zellen dargestellt werden. Diese werden erst sichtbar, sobald der Anwender mit dem Mauszeiger darüberfährt.
Die Möglichkeiten zur analytischen Auswertung wurden ebenfalls erweitert.
Von jetzt an können Anwender die „R” Funktionen direkt aufrufen und einbinden. Es gibt außerdem einige Änderungen in der Administration und Entwicklungsumgebung. Ab Version 12 gibt es keine System GUID´s mehr. Ebenso wenig gibt es noch das OPMN Tool, welches in vorherigen Versionen für das System und Prozess Management genutzt wurde. Aus IT Administrationssicht ist es ebenfalls interessant zu wissen, dass eine Datenmigration von OBIEE 12c nach 11g keine Auswirkungen auf die 11g Umgebung nach sich zieht.
Oracle 12c ist weiterhin besser in die BI-Anwendungen und Cloud Lösungen integriert.
Eines der „hot topics”, die mit Oracle 12c verbunden werden, ist die Premiere des neuen Visual Analyser. Er präsentiert auch komplizierte Daten voll automatisch und schnell. Man braucht ledigich die Daten zu laden, definiert diejenigen, die visualisiert werden sollen und im nächsten Moment erhält man ansprechende Grafiken oder Diagramme zur Darstellung der Zahlen.
Das Programm wählt Grafiken, die am besten zu den ausgewählten Datentypen passen.
Der Visual Analyser bietet sehr umfangreiche Visualisierungsmöglichkeiten.
Wenn der Anwender nicht mehr genau weiß in welcher Tabelle die gesuchten Daten vorliegen, kann er über die interne Suchfunktion eine Abfrage starten und der Visual Analyser stellt die Daten zur Verfügung, die am ehesten auf die Anforderungen zutreffen.
Wenn der Anwender verschiedene Datentypen auf dem gleichen Diagramm sehen möchte, kann er einfach eine weitere Abfrage hinzufügen und die Daten werden ebenfalls umgehend der Grafik hinzugefügt. Wenn Sie eine andere Grafik verwenden möchten, können Sie einfach einen anderen Grafiktypen abfragen und die Daten werden in der gewünschten neuen Darstellung angezeigt. Weitere tiefere Analysen über „drill-down” Funktonen sind standardäßig enthalten.
Der Visual Analyser ist kein kostenfreies Add-On für Oracle 1c Kunden. Es wird separat lizensiert, sodass Unternehmen sich entscheiden müssen, ob die umfangreichen Funktionen und Möglickeiten der Analyse und Visualisierung einen Mehrwert liefern oder ob die Umstellung von 11g auf 12c zunächst alles ist, was das Unternehmen benötigt. Ungeachtet der zusätzlichen Kosten sehen mehr und mehr Unternemen einen konkreten Mehrwert in der Nutzung von visualisierten Daten und Kennzahlenbeziehungen und entscheiden sich für eine Investition in diese Funktion.
Die Funktionen des Visual Analyser sind in diesem kurzen Video von Oracle präsentiert worden. Klicken Sie hier, um sich das Video anzusehen.
Die wichtigsten Änderungen, die auch eine Kostenreduktion für den Kunden bedeuten, sind im Backend Bereich und in der Datenbank Architektur umgesetzt worden. Um die grundlegenden Änderungen in diesem Teil richtig zu verstehen gehen wir hier zunächst auf einige Definitionen ein. Bei der Oracle 11g Version hat man unter Instanz eine Speicherstruktur verstanden, die einer spezifischen Datenbank zugeordnet ist. Die Instanz wurde (und ist es immer noch, da es nicht um Veränderung in der Datenbank geht) auf globaler Systemebene und durch Hintergrundprozesse erstellt, die auf folgende Punkte abzielen: Unterstützung der Instanz, verbinden der Festplatten mit RAM und Anwender. Die Datenbank wurde als ein Set von Dateien verstanden, die wiederum mit einem Set an Informationen verbunden sind und von einer einzelnen Instanz unterstützt werden. (Ausnahme: Cluster Systeme, wo einzelne Datenbanken von mehreren Instanzen unterstützt werden). Die Datenbank bestand (und besteht) aus Daten Files, Control Files und Log files. Diese Konfiguration wurde non-CDB (non-Container Datenbank) genannt
Seit Oracle 12c wurde die Multi-Tenant Architektur vorgestellt, die auf sogenannten Container Datenbanken basiert. Multi-Tenant löst das Problem einer optimalen Plattenplatzverteilung in dem 1 Instanz nicht nur 1 einzelne Datenbank anspricht, sondern mehrere zur gleichen Zeit. Instanz Dateien werden geteilt, wobei natürlich Datenbank Definitionen nicht verändert werden. Non-CDB Datenbanken werden in einer einzelnen Struktur gebündelt – Container Datenbank. Es besteht aus einer ROOT Basis, die eine ganz neue Idee darstellt. Die ROOT Basis enthält Metadaten, globale Informationen, allgemeine Typen Informationen sowie Informationen, die zur Unterstützung von Control und Log files benötigt werden, die ihrerseits in einzelnen PDB (Pluggable Database) Datenbanken geteilt werden. Jedoch hat jede dieser Datenbanken nach wie vor ihr eigenes SYSTEM und SYSAUX Tabellensystem und natürlich ihre eigenen Daten und Temporär Dateien.
Für IT Administratoren ist dieses Modell wesentlich komfortabler in der Handhabung. Gerade wenn man die weiteren Aufgaben wie Anwender, Genehmigungen, Rollen, Ressourcen Verteilung und Management Prozesse berücksichtigt. Es gibt außerdem keinen Grund, die Zeit der Administratoren mit der Überwachung, Patchen oder Upgraden von mehreren Instanzen und Anwendungen zu verschwenden. Aus Sicht der IT ist das Argument Zeit ebenfalls interessant. Orcle 12c lässt sich in der Tat schnell installieren. Alle system- oder anwendungsspezifischen Verbindungen lassen sich offline konfigurieren. Wie der Name schon sagt, lässt sich PDB sehr einfach mit einer weiteren Instanz oder ROOT Datenbank verbinden. PDB lässt sich außerdem leicht duplizieren oder sie kann verwendet werden, um neue Datenbanken zu erstellen.
Durch Veränderungen in der Datenbankstruktur lassen sich Anwender und Rollenkonzepte vordefinieren. Anwender werden in folgende Kategorien unterteilt: lokale (nur innerhalb einer einzelnen PDB bekannt) und allgemeine (bekannt innerhalb des Datenbank Container). Es ist vergleichbar mit dem neuen Rollenkonzept. Lokale Rollen beziehen sich auf einzelne PDB Datenbanken und globale Rollen beziehen sich auf alle PDB, die mit dem Container verbunden sind.
Zusammenfassend muss man festhalten, dass Oracle eine neue Plattform geschaffen hat, die es in jedem Fall wert ist, getestet und überprüft zu werden, wenn das Unternemen Anforderungen in diese Richtung hat. Was sicherlich hervorgehoben werden muss ist die Vielzahl an technologischen Verbesserungen und potenziellen Einsparungen, die mit der multi-Tenant Architektur verbunden sind. In diesem Artikel sind wir absichtlich nicht auf den Zusatz ”c” in Oracles neuem Produktnamen eingegangen. Unserer Meinung nach ist die Plattform „Cloud ready”. Einige Unternehmen haben zwar bereits damit angefangen, ihre Daten in die Cloud zu bringen, unserer Meinung nach wird es aber noch 5-10 Jahre dauern bis sich Unternehmen an diese Form der Datenhaltung gewöhnt haben.